
Gefahrgut in Bag-in-Box Systemen zu verpacken ist mit Hinblick auf Nachhaltigkeit und Produktschutz ein durchaus innovativer Zugang. Man kennt dieses System aber vor allem aus dem
Lebensmittelbereich, als Verpackungen für Flüssigkeiten aller Art – von Wein, Saft, Milch bis hin zu Flüssigei und vielem mehr. Das Prinzip ist dabei denkbar einfach: Ein dünner Kunststoffbeutel mit Ausgießer in einer Schachtel aus Wellpappe. „Wir sehen großes Potenzial in den Bag-in-Box Systemen als Alternative zu starren Verpackungen, das gilt auch für den Gefahrgutbereich“, betont Frank Hofer, CTO der Industrial Packaging Liner Unit der Ringmetall Gruppe und Geschäftsleiter von Tesseraux, im Gespräch mit Pack & Log. Gemeinsam mit Dinkhauser hat Tesseraux daher eine entsprechende Gefahrgutverpackung entwickelt.
Tauglich für Gefahrgut. Am Österreichischen Institut für Verpackungswesen wurde die 10 Liter Bag-in-Box Lösung auf Herz und Nieren geprüft. „Im Rahmen der Gefahrgutzertifizierung geht es in erster Linie um das Bestehen von Stapel- und Fallprüfungen, wobei immer die gesamte Verpackung – in diesem Fall handelt es sich um eine zusammengesetzte Verpackung – geprüft wird, und nicht ihre jeweiligen Einzelteile, in diesem Fall Wellpappeverpackung und Kunststoffbeutel“, erläutert Dipl.-Ing. (FH) Michael Auer, MSc, Leiter des Österreichischen Institutes für Verpackungswesen und verantwortlich für die Gefahrgutzertifizierung, gegenüber Pack & Log. Die aktuelle Ausführung hat alle Prüfungen – Fallprüfung aus 1,2 m – mit Bravour bestanden und somit ist die 10 Liter Bag-in-Box Verpackung offiziell UN-zertifiziert für mittelgefährliche Güter.
Vorteil Bag-in-Box. Das Bag-in-Box-Prinzip bietet zahlreiche Vorteile, die auch für Gefahrgüter relevant sind. So wird der Innenbeutel mit einer stillen (drucklosen) Flüssigkeit (z.B. Motoröl) befüllt und mit einem Zapfhahn verschlossen. Anschließend kommt die Bag in die Box. Sprich der Beutel in den Umkarton. Für die/den Anwender:in bietet die Bag-in-Box Verpackung eine sehr hohe Convenience: Man öffnet ein vorgestanztes Fenster im Umkarton und kann die Flüssigkeit entweder direkt aus einem einfachen Zapfhahn entnehmen oder den Beutel mit einem Dispenser zur weiteren Verteilung verbinden.
Neben der einfachen Handhabung ist auch der Schutz der verpackten Produkte nach dem Öffnen der Verpackung besser, da bei der Entnahme von außen keine Luft an das in der Verpackung verbleibende Produkt gelangt, so werden Oxidationsvorgänge oder Verkeimungen vermieden. „Denn der Beutel passt sich bei der Entnahme dem Füllvolumen automatisch an. Er kann physikalisch auch gar nicht anders“, betont Hofer lächelnd.
Überzeugend ist auch die Ökobilanz: So ist das geringere Volumen und das geringere Verpackungsgewicht im Verhältnis zum Inhalt ein großer Vorteil gegenüber starren Gebinden, wie Glas, Metall oder Kunststoff.
„So wird sowohl die Bag als auch die Box flach angeliefert und erst beim Abfüllprozess aufgerichtet. Nach Gebrauch kann der Beutel leicht vom Karton getrennt werden. Der Inliner wird entsorgt – ressourcen- und kostenintensives Reinigen entfallen – und die Box dem Altpapierkreislauf zugeführt. Ganz im Sinne der PPWR“, erläutert Stefan Lerchner, Marketingleiter bei Dinkhauser. Apropos Marketing: Die Wellpappeumverpackung bietet mit ihren großen und geraden bedruckbaren Flächen viel Platz für Design, Bildsprache und Verkaufsbotschaften. „Bedruckt in Flexo oder Offset ist die Bag-in-Box Verpackung der ideale und umweltfreundliche Werbe- und Markenträger für das Produkt“, führt Stefan Lerchner die weiteren Vorzüge der Verpackung aus.
Neue Zielgruppe. In vielen Bereichen ist die Bag-in-Box Verpackung mittlerweile präsent. „Aber mit dieser Gefahrgutzulassung können wir unsere Bag-in Box Lösung auch für zahlreiche Produkte der chemisch-technischen Industrie anbieten. Ich sehe in diesem Bereich viele neue Möglichkeiten wie zum Beispiel Motoröl oder Agrar-Chemikalien“, freut sich Rainer Carqueville, Vice President Ringmetall-Gruppe und CEO der Business Unit Industrial Packaging Liner.
Premiere in Nürnberg. Auf der FACHPACK sowie auf der gleichzeitig in Nürnberg stattfindenden POWTECH wird die neue Verpackungslösung erstmals einer breiten Fachöffentlichkeit vorgestellt.
„Hier können wir den Besucher:innen zeigen, dass wir ihre ‚flüssigen und pastösen‘ Verpackungsprobleme in vielen Bereichen lösen können. Das liegt nicht zuletzt daran, dass wir auf perfekt aufeinander abgestimmte Produkte – Beutel und Karton – zurückgreifen können“, betont Rainer Carqueville den Wert der Zusammenarbeit zwischen Dinkhauser und Tesseraux.
Ringmetall Gruppe. Ringmetall ist ein international führender Spezialanbieter für Industrieverpackungen (Industrial Packaging). Das Unternehmen produziert hochsichere Verschlusssysteme und Innenhüllen für Industriefässer für die chemische, pharmazeutische und die lebensmittelverarbeitende Industrie. Darüber hinaus bietet Ringmetall innovative Verpackungslösungen für die Getränkeindustrie an. Mit Produkten, die zu einem hohen Anteil recyclebar sind, leistet das Unternehmen einen Beitrag zur Stärkung der Kreislaufwirtschaft und der Nachhaltigkeit seiner Endkunden. Neben der Konzernzentrale in München ist die Unternehmensgruppe mit weltweiten Produktions- und Vertriebsniederlassungen in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Spanien, Italien, Polen, Finnland, der Türkei, den Niederlanden, sowie China und den USA vertreten. 2023 erwirtschaftete Ringmetall mit 867 Mitarbeitenden einen Konzernumsatz von 181,6 Millionen Euro.