Am Beispiel der Milchstraße – also dem Weg der Milch vom Bauernhof zum Endkonsumenten – lässt sich gut erkennen, an welchen Stationen der Kette GS1 Standards zur Optimierung der Lieferkette beitragen

Sowohl im beruflichen als auch im privaten Umfeld sind wir von vielen unterschiedlichen Technologien umgeben. Die einen erleichtern uns den Alltag, andere dienen uns wiederum als reines Freizeitvergnügen oder unterstützen uns in unserer Arbeitswelt. Es gibt aber auch einige Bereiche, wo eine Verbesserung oder Erleichterung nicht unbedingt mit dem neuesten Stand der Technik verbunden ist. So zum Beispiel, wenn es darum geht, die Wertschöpfungskette – also den Weg eines Produkts oder einer Dienstleistung – zu optimieren. Hier braucht es nicht zwangsläufig technologische Innovationen, um Abläufe zu verbessern. Ein genauerer Blick in den Informations- und Warenfluss dieser Kette kann einiges bewirken. Dabei gibt es genau fünf Punkte, denen man besonderes Augenmerk schenken sollte:

1.) Das Wissen um die Partner
Eine gute Beziehung und allem voran ein „echtes“ Wissen zu den einzelnen Partnern entlang der Kette sollten an oberster Stelle stehen. Das heißt: Welche Unternehmen sind das? Sind es gute Unternehmen im rechtlich legalen Sinn? Gibt es relevante Zertifizierungen, die sowohl für den Endkunden von Interesse sind, aber auch dafür bürgen, dass die Marke selbst kein Risiko trägt? Gerade im Hinblick auf das Lieferkettengesetz sowie einige andere Verordnungen gewinnt die Transparenz der Kette immer mehr an Bedeutung und somit auch das Wissen um all jene, die an dieser Kette beteiligt sind.

2.) Die Art der Kommunikation
Einen weiteren wesentlichen Aspekt stellt die gesamte Kommunikation innerhalb der Wertschöpfungskette dar: Wie wird mit den Partnern kommuniziert? Gibt es eine Schnittstelle für elektronischen Datenaustausch (EDI)? Oder wird eine Datei klassisch aus dem ERP-System verschickt? Dieser Blick auf die „Art der Kommunikation“ birgt oft ein enormes Verbesserungspotenzial, da hier nicht nur Zeit und Geld, sondern letztlich vor allem auch sehr viel „Manpower“ gespart werden kann.
Im Bereich der dynamischen Daten – also etwa bei Bestellung, Lieferschein und Rechnung – liegen einige erprobte Kommunikationsstandards vor. Das können entweder auf den EANCOM-Standard basierte EDI-Nachrichten, standardisierte Formulare (Zoll- und Frachtdokumente) oder klassische PDF- oder Word-Dokumente sein. Unabhängig vom Format sollte bei der gesamten Dokumentation jedenfalls von Anfang an klar sein, wer was wann an wen und warum verschickt. Hier gibt es z.B. die Möglichkeit, die Daten dezentral zu speichern und über eine eindeutige ID (hier empfiehlt sich die GTIN, die Global Trade Item Number) sowie eine LOT-Nummer gezielt Abfragen durchzuführen oder möglicherweise eine Form der Blockchain zu verwenden, wo am Ende alle Daten zusammengefasst sind.

3.) Stammdaten, die Klarheit schaffen
Mit der Tatsache, dass sowohl der Handel als auch die Endkonsumenten immer mehr über einen Artikel wissen wollen, steigt auch die Bedeutung der Stammdaten. Diese teilen sich in statische und dynamische Daten. Hier gilt es zu gewährleisten, dass die Stammdaten zu einem Artikel und den in der Produktion eingesetzten Materialien und Komponenten einheitlich aufgebaut, also mit einer eindeutigen ID (nach Möglichkeit einer GTIN) versehen sind. Diese ermöglichen nicht nur einen Rückschluss zum Lieferanten, sondern darüber hinaus auch Informationen zu etwaigen vorhandenen Zertifikaten einzelner Komponenten. Damit wird auch den Anforderungen der Green Claims Rechnung getragen, sodass nicht nur „nachhaltig“ draufsteht, sondern auch garantiert „nachhaltig“ drin ist.

4.) Standards für einheitliche Kennzeichnung
Die Kennzeichnung eines Produkts – das betrifft sowohl das Material, die Komponente als auch den fertigen Artikel – sollte einheitlich und standardisiert erfolgen. GS1 Standards erweisen sich hier als besonders ideal, da sie für eine weltweit einheitliche und effiziente Erfassung, Verfolgung und Verwaltung von Waren sorgen, was vor allem für eine verbesserten Lieferkette und Inventurgenauigkeit sorgt. Durch ihre universelle Akzeptanz erleichtern sie zudem den internationalen Handel und die Einhaltung regulatorischer Anforderungen.
Technologisch betrachtet erfolgt die Produktkennzeichnung vor allem im FMCG-, DIY- und Fashion-Bereich nach wie vor noch sehr 1D-lastig, also mit klassischen Strichcodes wie dem EAN-13 mit GTIN sowie dem GS1-128 in der Logistik. Es gibt zwar den einen oder anderen Händler, der aufgrund eines erhöhten Informationsbedarfs bereits auf 2D-Codes oder gar auf RFID-Technologie setzt, die Mehrheit nutzt jedoch nach wie vor 1D-Codes.

5.) Upstream wie Downstream
Nicht nur der Strichcode selbst, sondern auch dessen Qualität und Anwendung innerhalb der Lieferkette mit Hinblick auf die jeweiligen Liefer- und Logistikanforderungen spielen eine entscheidende Rolle. Hier empfiehlt sich beispielsweise ein Logistikhandbuch, in dem diese Anforderungen genau dargestellt und entlang der gesamten Kette von allen Beteiligten eingefordert werden können. Dabei hat hat sich gezeigt, dass die Anforderungen im Bereich Upstream (Rohstoff und Verpackung) im Vergleich zum Downstream (Lieferant an den Handel) sehr ähneln. Hier wird jedoch oft beobachtet, dass im Bereich Upstream seitens der Lieferanten häufig Kundenartikelnummern verwendet werden. Auch hier empfiehlt sich mit klarer Empfehlung, die eindeutige Artikelkennzeichnung der Lieferanten (GTIN) zu verwenden. So kann auch in der Zusammenarbeit mit mehreren Lieferanten sehr rasch eruiert werden, von wem was wann und warum geliefert wird.

Diese fünf Schritte bieten einen ersten Leitfaden und damit eine erste Orientierung für eine effiziente und nachhaltige Optimierung der Lieferkette. Sie sind überfordert damit? Keine Sorge, Sie müssen diese Schritte nicht alleine gehen: Am besten Sie wenden sich noch vor dem ersten Schritt an Alexander Peterlik, Business Development Manager bei GS1 Austria. Er verfügt über langjährige Erfahrung rund um die Vorteile und den richtigen Einsatz von GS1 Standards und begleitet Sie – als kostenloses Service von GS1 Austria – auf dem Weg zu einer reibungslos funktionierenden Lieferkette. Und das, versprochen, ganz ohne dabei in neue Technik investieren zu müssen!

Kurzprofil. GS1 Austria ist in Österreich alleiniger Vertreter des weltweit eindeutigen Identifikationssystems für Standorte, Artikel, Versandeinheiten etc. Das GS1 System ist Grundlage für den elektronischen Austausch und die Standardisierung von Nachrichten und Geschäftsprozessen zwischen Unternehmen. Weltweit hat GS1 in über 150 Ländern knapp 2 Mio. Mitglieder. Mehr als 10 Mrd. Strichcodes werden jeden Tag gescannt. GS1 Austria besteht seit 1977 und ist als 100%ige Tochter der Wirtschaftskammer Österreich eine neutrale Non-Profit-Organisation.

 

Über den Autor: Alexander Peterlik ist Business Development Manager bei der Standardisierungsorganisation GS1 Austria. Er bietet Beratung, Schulung und Workshops rund um den effizienten Einsatz der GS1 Standards entlang der gesamten Wertschöpfungskette.

Kontakt: peterlik@gs1.at; www.gs1.at

 

Der Artikel ist erschienen in Pack & Log 04/2024

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