2023 erhält PAWEL seinen ersten WorldStar Packaging Award verliehen. „Ich freue mich sehr, dass unsere für Siemens entwickelte ‚Mehrwegverpackung für Wagonsitze‘ auch international überzeugen konnte“, ist Mag. Michael Pawel stolz
Herr Pawel, wenn ich richtig zurück rechne, dann müsste es das Jahr 1898 sein, als alles begann?
Richtig gerechnet (lacht). In diesem Jahr gründete mein Urgroßvater Josef Pawel in Wien, in der Bandgasse 19, unter dem Namen Josef PAWEL eine Kistentischlerei mit Maschinenbetrieb. Man muß wissen, dass es zu dieser Zeit hauptsächlich Holzverpackungen gab. Bahn und Postkisten für den Versand wurden aus 12 mm Schnittholz gefertigt. Selbst die Bierkisten waren aus Holz.

Und was waren die ersten Erzeugnisse aus dem Hause PAWEL?
Das waren sogenannte Halbzoll-Kisten in den unterschiedlichsten Formaten.

Und die Führung des Unternehmens war immer Familiensache?
Ja, ohne Ausnahme. Im Anschluss an Josef übernahmen mein Großvater Karl und sein Bruder Viktor den Betrieb. 1964 hat dann mein Vater Knoller’s Kisten und Holzwarenfabrik in der Stolzenthalergasse, 1080 Wien übernommen. Nach der Pensionierung von Viktor Pawel hat mein Vater Karl Pawel die beiden Betriebe zusammengelegt und in der Josefstadt weitergeführt.

Und nach wie vor dominierten Halbzollkisten das Produktportfolio?
Nein, das kann man so nicht mehr sagen. Unter der Führung meines Vaters wurde das Produktspektrum massiv ausgebaut und der Betrieb neu ausgerichtet. Er hat die Pionierleistung vollbracht und den Betrieb von einer Kistentischlerei zu einem modernen Verpackungsdienstleister umgebaut. Das eigentliche Verpacken wurde zu einer echten Leidenschaft. Auch die ausschließliche Ausrichtung auf den Packstoff Holz endete mit meinem Vater. Die Verpackungen wurden immer individueller und die Anforderungen damit höher. Daher kommt ab 1972 erstmals auch Wellpappe im großen Stil zum Einsatz. Um dem Bedarf gerecht zu werden, gründete mein Vater in der Leystraße in Wien-Brigittenau die erste Schwerwellpappeverarbeitung Wiens.

D.h. sowohl Produktvielfalt als auch die Menge an Verpackungen steigen. Wurde der Platz in der Stolzenthalergasse nicht langsam eng?
Ja! Und 1984 war es auch soweit. Am Wiener Frachtenbahnhof in Wien-Favoriten wurde der neue Firmensitz gebaut. Mit der Übersiedlung wurden die Verpackungsdienstleistungen weiter massiv ausgebaut.

Apropos 1984: Das war ein besonderes Jahr für Pawel. Neben dem neuen Firmensitz gab es auch eine echte Premiere …
Stimmt (lacht), wir haben unseren ersten Staatspreis für vorbildliche Verpackung gewonnen. Damals für „Versandverpackungen für Windschutzscheiben.“ Aus 1,7 Meter Höhe konnte man sie auf den Boden werfen, ohne dass die Scheibe Schaden genommen hat. Eine exzellente konstruktive Leistung meines Vaters.

Es sind ja noch viele weitere Staatspreise gefolgt …
Acht sind es bis jetzt. Wir sind damit das meistausgezeichnete Verpackungsdienstleistungsunternehmen Österreichs. Nach 1984 folgte 1989 ein Staatspreis für die „Rohrbündelverpackung“, 1999 einer für die Motorenverpackung, die auch in ihren weiterführenden Modifikationen 2009 und 2016 gewinnen konnte. Eine „Gefahrgutverpackung für infektiöse Substanzen war Preisträger 2001. 2014 wurde die „Stoßgedämpfte Mehrwegbox mit integrierter Auffahrtsrampe“ ausgezeichnet. Und vor einem Jahr dann der 8. Staatspreis für unsere „Mehrwegverpackung für Wagonsitze.“

Neben der Vielzahl an Staatspreisen, gibt es da auch Verpackungsprojekte, an die Sie gerne denken?
Sogar einige! Und darunter sind auch solche, die eigentlich vor meiner Zeit waren. Denn ich bin 1998 in den Betrieb eingestiegen. So wurde 1992 die Zellstofffabrik St. Magdalen an ein chinesisches Unternehmen verkauft. Wir haben daraufhin ein Jahr lang 25.000 m³ an Maschinenanlagen verpackt, damit sie nach China verschifft werden konnten. Ein Jahr später haben wir dann das Technische Museum in Wien verpackt. Sämtliche Exponate mussten damals in ein Zwischenlager gebracht werden, damit das Museum von Grund auf renoviert werden konnte. Sie können sich vorstellen, dass das eine sehr anspruchsvolle Aufgabe war, denn verpackt wurde letztlich vom kleinen Schaustück bis hin zu komplexen Schiffsmodellen und Dampfloks alles.
 
Bis heute hält der Rekord: Pawel packing & logistics hat von August 2010 bis August 2011 211.000 Motoren und 63.000 Getriebe verpackt
Und in Ihrer Zeit?
Ein echtes Highlight waren sicherlich die Straßenbahngarnituren, die wir 2017 verpackt haben, damit sie nach Toronto / Kanada verschickt werden konnten. So eine Straßenbahnkabine hat natürlich beachtliche Ausmaße. Jede einzelne Holzverpackung maß 3,5 x 2,65 x 3,5 m und hatte ein Gewicht von 3,5 t. Damit der Kabine ja nichts passiert, haben wir sie zusätzlich in eine spezielle Mehrwegplane eingepackt. Und nachdem es Toronto eilig hatte, ging es mit dem zweitgrößten Frachtflugzeug der Welt – einer Antonow – am schnellsten Weg über den Atlantik. Die Verladung der riesigen Kisten in das riesige Flugzeug war ein beeindruckendes Schauspiel.
Stolz bin ich auch darauf, dass wir innerhalb eines Jahres – 2011 – in unserer staatspreis-prämierten containergerechten Motorenverpackung 211.000 Motoren und 63.000 Getriebe verpackt haben – ein absoluter Rekord in unserer Firmengeschichte.

Heute sitzen wir hier im Firmenhauptsitz am Freudenauer Hafen zusammen. Wie kam Pawel an diesen Standort?
Wir haben diesen Standort 1989 erworben und seitdem als Verpackungsstandort genutzt. Unser Firmensitz war damals am Wiener Frachtenbahnhof im 10. Bezirk. 2004 war aber klar, dass dieser im Zuge des Baus des Wiener Hauptbahnhofs aufgelassen werden musste. Deswegen wurde in diesem Jahr mit dem Bau einer neuen Firmenzentrale auf unserem Betriebsgelände im Freudenauer Hafen begonnen. Zwei Jahre später war es dann soweit: Mit der Fertigstellung der beiden neuen Hallen konnten wir unsere neue Firmenzentrale endgültig in Besitz nehmen.

Weil Sie von Firmenzentrale sprechen. D.h. Expansion gab es somit auch geografisch?
Ja, 2008 haben wir begonnen in den Osten zu expandieren. An den Standorten in Brno (CZ) und in der Nähe von Zlate Moravce (SK) wird seitdem die komplette Verpackungslogistik angeboten. Übrigens: In diesem Jahr habe ich offiziell die Geschäftsführung von meinem Vater übernommen. 2012 haben wir eine weitere Tochtergesellschaft in Szentgotthárd (HU) gegründet und das Firmengelände am Freudenauer Hafen ausgebaut. Ein Jahr später haben wir zudem einen Standort in Kalsdorf/Steiermark eröffnet, um unsere Logistikfläche zu erweitern.

Und damit war der Bedarf gedeckt?
Noch nicht ganz. Denn wer wachsen will, braucht in unserer Branche Fläche: 2016 sind wir von Kalsdorf in das neue Verpackungslogistikcenter in Gratwein, unweit von Graz umgezogen. Unsere Logistikfläche haben wir auch hier sukzessive erweitert. Aktuell verfügen wir über 14.000 m² Hallenfläche. Neben zahlreichen Zertifizierungen sind wir auch Österreichs Vertreter bei INPRO – einer internationalen Verpackungsorganisation. So können wir unsere Dienstleistungen weltweit anbieten.

Schließen wir unsere Reise durch 125 Jahre PAWEL-Firmengeschichte mit einem erfreulichen Blick in die Gegenwart ab: Sie konnten vor kurzem auf der interpack in Düsseldorf einen ganz besonderen Preis entgegennehmen.
Es freut uns sehr, dass wir mit unserer für Siemens entwickelten Mehrwegverpackung auch international reüssieren konnten und unseren ersten WorldStar Packaging Award entgegennehmen durften.

Vielen Dank für das Gespräch.
 
Das Interview wurde von Mag. Gernot Rath, Chefredakteur Pack & Log geführt.
Es ist erschienen in Pack & Log 04/2023
 

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