Expedition Logistik

von Gernot Rath

Die 16. Veranstaltung der LMS in der Kuppel Hamburg vereinigte wieder marktführende Aussteller, hochkarätige Referenten und weit über 300 Besucher im Dialog um technische und organisatorische Dimensionen, welcher aber die Bedeutung des Menschen nicht außer Acht ließ.
 
Logistik für guten Zweck. Premiumsponsoren wie DACHSER, PSI Logistics, WAGNER Group, STILL und CONTAINER CENTRALEN sowie 52 Ausstellungs-, Logo- und Medienpartner trugen nicht nur zum Gelingen der beiden Tage bei, sondern unterstützten mit ihrem Engagement wie auch in den letzten Jahren das Kinder-Hospiz STERNENBRÜCKE in Hamburg, welches unter der Leitung von Ute Nerge Kindern und Jugendlichen mit begrenzter Lebenserwartung hilft, ein würdevolles Leben bis zu ihrem Tod führen zu können.
Dazu trug auch der Erlös der beiden Pferderennen bei, die im Rahmen der von CONTAINER CENTRALEN und STILL gesponserten Abendveranstaltung auf der Trabrennbahn Bahrenfeld ausgetragen wurden. 
 
Logistik aus verschiedensten Blickwinkeln. Den Weg zu den Sternen möglich und gangbar machen – besser lässt sich auch die Essenz des Potpourris an verschiedensten Vorträgen nicht zusammenfassen.
Zu den Themen zählten die aktuellen Trends und Entwicklungen bei der Digitalisierung in Handel und Logistik aus der Sicht von BITKOM, die neuen Logistikkonzepte und Lösungen für internationale Transporte auch mit Blick auf China des niederländischen Logistikdienstleisters KOELTRANS GROUP, sowie der ganzheitliche Ansatz einer City Distribution von DACHSER – mit dem jüngst erlassenen Urteil zum Dieselfahrverbot mit besonderer Aktualität.
Logistische Herausforderungen ganz eigener Art beansprucht die Festivalorganisation des Heavy-Metal-Events WACKEN OPEN AIR, unterhaltend und informativ zugleich dargelegt von Gründer und ICS Festival Service Geschäftsführer Holger Hübner. Dass zu jedem pragmatischen Ansatz der Logistik bindend die Prozesskostenrechnung gehört, dies legte der Gastgeber LMS anhand eines Projektes mit REWE dar. HDI Risk Consulting erläuterte, warum Brandschutz zur Sicherung der Prozesszuverlässigkeit ein Kernpunkt der Logistik sein muss. BPW Bergische Achsen hat für Nutzfahrzeuge das Internet of Transport im BPM Innovation Lab abgebildet und erklärte dessen Potential um die Hauptthemen E-Mobilität und Autonomes Fahren. Auch vom Handy versklavt und von E-Mails getrieben? Tipps für das Business mit mehr Arbeitsspaß und auch Lebenszeit gab Anitra Eggler in Anlehnung an ihr neues Buch.
Keiner weiß genau Bescheid, aber alle sprechen drüber: Der neue Schlüsselbegriff Blockchain. Frank Bolten, Managing Partner von Chainstep, erläuterte das schwierige Thema und seine potentielle Rolle als Game Changer für die Transportlogistik. Die METRO LOGISTICS Germany dokumentierte ihre Logistiknetzwerkoptimierung und die damit verbundene Strategie für eine flexible Entwicklung des Unternehmens. Wie sieht der super Supermarkt zukünftig aus? myEnso entfaltete die zentrale Rolle des Kunden als Co-Creator im innovativen E-Commerce-Konzept, welches die neue Generation Logistik anstrebt. Wie viel Industrie 4.0 in einem Joghurt steckt, das erklärten STILL und Würth Industrie Service. Markus Czerner, ehemaliger Spitzensportler und Experte für mentale Stärke, Motivation und Erfolg, legte in Referenz zu seinem neuen Buch dar, wie man das Leben mit starker mentaler Verfassung entsprechend seinen eigenen Wünschen und Vorstellungen gestalten kann.
 
Botschafter der Logistik. Das unbestrittene Highlight der Hamburger Logistiktage war jedoch der Vortrag von Reinhold Messner. Als offizieller Markenbotschafter der Gütegemeinschaft Paletten e.V. war er der Einladung gefolgt, um über sein Buch „Wild oder der letzte Trip auf Erden“ zu sprechen. Messner, erfolgreichster Bergsteiger und Abenteurer unserer Zeit, hat als Grenzgänger immer wieder neue Maßstäbe gesetzt: als erster Mensch bestieg er alle vierzehn Achttausender, darunter erstmals den Mount Everest ohne zusätzlichen Sauerstoff und allein, und hat in Expeditionen die Antarktis, Grönland sowie Wüsten zu Fuß durchquert.
Es geht ihm um die Suche nach Selbstverwirklichung in extremer Existenz und das Leben am Limit – das seine und auch das anderer. So beschäftigte sich Messner in seinem Buch mit der Expedition um den britischen Polarforscher Ernest Shackleton, welcher im Jahr 1914 die Antarktis durchqueren wollte und scheiterte. Sein dokumentarischer Roman ist eine Rekonstruktion der Ereignisse erstmals mit Blick auf den "zweiten Mann" – Shackletons Stellvertreter Frank Wild. Denn ihm gelang es vor allem durch Menschlichkeit und Empathie, die Besatzung moralisch zu stärken und ihr Vertrauen auf Rettung trotz aller widrigen Umstände aufrechtzuerhalten.
 
Fazit. Grenzerfahrungen also nicht ohne effiziente Logistik und vor allem nicht ohne Menschlichkeit. Man kann sich schon auf die kommenden Hamburger Logistiktage freuen: 30. und 31. Januar 2019 – save the date!
 
Erkenntnisse. Wir können dem Leben nicht mehr Tage geben, aber den Tagen mehr Leben. Daten sind das neue Öl. Vom Osten viel Neues. Lieferzuverlässigkeit wird Akrobatik. Musik fällt nicht vom Himmel. Keine Logistik ohne Zahlen. Wenn es brennt, ist es zu spät. Vorne ist da, wo keiner sich auskennt. Besser 80% jetzt, als 100% nie. Weniger Handy verbessert die Kussbilanz. Man kann auch in der Logistik auf das falsche Pferd setzen. Vertrauen lässt sich programmieren. Maximale Flexibilität bei optimaler Berechenbarkeit. Kunden an die Macht! Alles hängt zusammen. Erfolg ist eine Lebenseinstellung. Vertrauen auf Rettung nie aufgeben.
 
Text: Gisela Upmeyer, www.gmp-muenchen.de

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