Gemeinsam gegen Lebensmittelverschwendung

von Gernot Rath

Neues Projekt erforscht Verlängerung der Haltbarkeit durch innovative Schutzgase

Der Fleischverarbeiter Großfurtner verpackt seine Produkte in Schutzgasverpackungen, um sie länger haltbar zu machen.

Schon jetzt werden luftdichte Schutzgasverpackungen eingesetzt, um Lebensmittel länger haltbar zu machen. Meist werden dafür Kohlendioxid (CO2), Stickstoff (N2) oder Sauerstoff (O2) bzw. Gemische aus diesen Gasen in Lebensmittelqualität verwendet. Diese Gase entsprechen internationalen lebensmittelrechtlichen Anforderungen und müssen nicht detailliert deklariert werden. Sie kommen in sogenannten modifizierten atmosphärischen Verpackungen – luftdicht und aus Kunststoff – zum Einsatz. Diese schützen umweltintensive Produkte vor zahlreichen äußeren Einflüssen und reduzieren somit deren ökologischen Fußabdruck. Gerade Lebensmittel, vor allem Fleisch und Fleischerzeugnisse, weisen eine schlechte Umweltbilanz auf, deshalb sollten sie optimal vor Verderb geschützt werden.

Haltbarkeit verlängert. Jedes Lebensmittel stellt eine andere Anforderung an die Zusammensetzung der eingesetzten Gase. Eine optimale Schutzgasatmosphäre verlangsamt das Wachstum von Bakterien und anderen schädlichen Mikroorganismen, ohne die Qualität oder den Geschmack des Produktes zu beeinträchtigen. So kann die Haltbarkeit von Lebensmitteln durch Schutzbegasung verdoppelt bis verdreifacht werden.

Neues Forschungsprojekt. Nun untersucht das bundesländerübergreifende Kooperationsprojekt im Lebensmittel-Cluster „MAP 2.0 – Modified Atmosphere Packaging der 2. Generation“ innovative, wenig erforschte Schutzgase in modifizierten atmosphärischen Verpackungen (MAP). „Die optimale Gaszusammensetzung birgt das Potenzial, die Mindesthaltbarkeit von Produkten deutlich zu erhöhen“, ist Michael Krainz, Projektleiter am Österreichischen Forschungsinstitut für Chemie und Technik (OFI) in Wien, überzeugt. „Unser Ziel ist klar: Durch verlängerte Haltbarkeit, verbesserte Produktqualität und Reduktion von Farbveränderungen bleiben Lebensmittel länger genießbar – das führt zu einer Reduktion von Lebensmittelmüll.“

Ziel: Probleme lösen. Die bislang ungelösten Probleme beim Einsatz dieser neuen Gase sind die noch unzureichend erforschte Zusammensetzung der Gasmischungen und die Wechselwirkung zwischen Füllgut und Verpackungsmaterial. Die besondere Herausforderung besteht in der Feinabstimmung der gewählten Verpackungsfolie und der Gaszusammensetzung, die genau auf die chemischen Prozesse in der Verpackungsatmosphäre angepasst sein muss. Auch derzeitige Probleme im Abpackprozess wie Undichtheiten oder unzureichende Restsauerstoffentfernung sollen beleuchtet und durch geeignete Maßnahmen reduziert bzw. eliminiert werden.

Lebensmittelverluste reduzieren. Einer der oberösterreichischen Projektpartner ist der Fleischverarbeiter Großfurtner in Utzenaich. Qualitätsmanager Markus Raindl im Werk St. Martin betont, wie wichtig dieses Forschungsprojekt für sein Unternehmen in Hinblick auf höchste Qualitätsstandards ist: „Die Fleischproduktion ist ressourcenintensiv und setzt große Mengen an Treibhausgasen frei. Daher ist es uns ein besonderes Anliegen, die Mindesthaltbarkeiten unserer Produkte ohne Einbußen in der Produktsicherheit zu verlängern. Durch den Einsatz von neuen MAP-Lösungen könnten wir wertvolle Lebensmittelverluste maßgeblich reduzieren und mit zusätzlicher Produktsicherheit punkten. Ein validierter Ausschluss von pathogenen Keimen durch gesicherte Prozesse könnte sowohl unsere Absatzmengen steigern, als auch die internen qualitätssichernden Kosten reduzieren. Diese Innovation würde zusätzlich unsere umweltpolitischen Vorhaben und Errungenschaften abrunden.“

Fleisch- und Wurstprodukte von Sonnberg Biofleisch sind unter Schutzgasatmosphäre verpackt länger haltbar.

Ökobilanz erhöhen. Auch Sonnberg Biofleisch aus Unterweißenbach beteiligt sich an dem Forschungsprojekt. „Wir sind uns – wie unser Name schon zeigt – der ökologischen Verantwortung bewusst“, sagt Qualitätsmanager Alexander Zotscher, „und legen großen Wert auf die Qualität unserer Produkte. Qualität bedeutet für uns Regionalität, artgerechte Haltung, Schlachtung und Verarbeitung, Frische und Haltbarkeit! Durch die neuen MAP-Verpackungen erhoffen wir uns eine längere Haltbarkeit, weitere Erhöhung der Produktsicherheit und dadurch weniger Lebensmittelverschwendung sowie weniger Abfall. Dies wäre ein entscheidender Beitrag zur Verbesserung der Ökobilanz und somit gut für Umwelt sowie unsere Kunden gleichermaßen. Beides sind entscheidende Kaufargumente für unsere Kunden, die sich bewusst für Bio entscheiden. Somit könnten wir uns weiter vom Mitbewerb abheben und unsere Position als nachhaltiges Unternehmen festigen.“

 

Projektpartner:

Rudolf Großfurtner GmbH, Utzenaich. Die Rudolf Großfurtner GmbH ist ein mittelständisches Familienunternehmen. Die Haupttätigkeitsbereiche sind die Schlachtung, die Grob- und Feinzerlegung von Rindern und Schweinen sowie der Handel. Auf die Vermarktung des österreichischen „AMA-Gütesiegel Fleisches“ wird besonderer Wert gelegt. Oberstes Gebot ist, die ständig steigenden Qualitätsanforderungen des Marktes zu erfüllen. Das spiegelt sich auch im Firmenslogan „Eingefleischt auf Qualität“ wider. Die Kapazität des Betriebs liegt in der Schlachtung von 10.000 Schweinen und 1.100 Rindern pro Woche. Daraus resultieren 7.500 t vermarktetes Fleisch pro Monat und ein jährlicher Umsatz von 215 Mio. Euro. Die Exportquote liegt bei ca. 50 %, verteilt auf 25 Länder wie Deutschland, Tschechien, Schweiz, Japan oder Kanada. www.grossfurtner.at

Sonnberg Biofleisch GmbH, Unterweißenbach. Ehrlichkeit, Genuss, unverfälschter Geschmack, Umweltfreundlichkeit sowie österreichische Herkunft - wer sich das wünscht, greift am besten zu Sonnberg Biofleisch. Beste Lebensmittel können nur aus einer reinen, intakten Natur und von kerngesunden, freilaufenden Tieren kommen. Und genau dafür arbeiten unsere Biobauern und Sonnberg-Mitarbeiter mit großem Engagement. Die SONNBERG Biofleisch GmbH wurde 2004 von den beiden Gesellschaftern Manfred Huber und Wolfgang Fürst in Unterweißenbach im Mühlviertel gegründet. Sonnberg Biofleisch verarbeitet zu 100 % Fleisch von Tieren aus österreichischer Bio-Landwirtschaft. Für Geschäftsführer Manfred Huber ist der Standort Unterweißenbach in der Bioregion Mühlviertel Bestandteil der Unternehmensphilosophie. www.biofleisch.biz

Sojarei Vollwertkost GmbH, Traiskirchen. Die Sojarei Vollwertkost GmbH produziert gentechnikfreie Bio-Sojaprodukte. www.sojarei.at

Messer Austria GmbH, Gumpoldskirchen. Die Messer Group erzeugt und beliefert ihre Kunden mit Sauerstoff, Stickstoff, Argon, Kohlendioxid und vielen verschiedenen Gemischen aus diesen Gasen auch in Lebensmittelqualität sowie Wasserstoff, Helium, Schweißschutzgasen und Spezialgasen. Darüber hinaus bietet Messer anwendungstechnisches Know-how zur Unterstützung seiner Kunden bei der Produkt- und Prozessoptimierung. In Gumpoldskirchen betreibt die Messer Group ein F&E-Kompetenzzentrum. www.messer.at

 

Forschungsdienstleister:

OFI Österreichisches Forschungsinstitut für Chemie und Technik, Wien. Seit Jahrzehnten prüft das OFI bestehende Verpackungen, entwickelt diese gemeinsam mit der Industrie weiter und forscht aktiv an neuen, möglichst innovativen Lösungen. Als ACR-Mitglied (Austrian Cooperative Research) steht für das OFI dabei immer die Anwendbarkeit im Fokus. Aktuell beschäftigen sich die Expert*innen im Bereich Verpackung & Lebensmittel mit nachhaltigen Werkstoffen, innovativen Recyclingprozessen und smarten Verpackungslösungen. www.ofi.at

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