Künstliche Intelligenz sinnvoll eingesetzt
von Gernot Rath

Aus Sicht der Wissenschaft skizzierte Dr. Nico Piatkowski die Arbeit am Fraunhofer IAIS in seinem Beitrag „Künstliche Intelligenz und Quantencomputer - Die Zukunft ist jetzt“.
Das Institut in Sankt Augustin ist Mitglied eines starken Kooperations-Netzwerks mit regionalen und internationalen Partnern wie Hochschulen, Start-Ups und Unternehmen oder anderen Fraunhofer-Instituten. Nico Piatkowski führte aus, dass basierend auf Forschungserkenntnissen und Erfahrungen Wissenschaftler des IAIS KI-Lösungen entwickeln, die Industrie, Logistik, Gesundheitswirtschaft, Handel, öffentliche Verwaltung sowie Medien und viele andere Bereiche voranbringen. Praxisnahe KI-Lösungen werden mit Kunden auf deren individuelle Anforderungen angepasst. Im Bereich Sprache und Text versteht die Künstliche Intelligenz gesprochene oder geschriebene Inhalte. KI-Lösungen werten zum Beispiel juristische oder medizinische Texte aus und erschließen deren Informationen. Darüber hinaus können Dialogsysteme nach europäischen Datenschutzstandards z. B. im Auto, in Industrieanwendungen, in der Notfallmedizin oder im Finanzwesen schnell wichtige Informationen zur Verfügung zu stellen.
KI erkennt Inhalte von Bildern und analysiert audiovisuelle Medien, ferner unterstützt sie das schnelle Durchsuchen großer Archive. Andere KI-Lösungen unterstützen die industrielle Qualitätskontrolle durch automatische Schadenserkennung, etwa an Autoteilen oder anderen Werkstücken.
Künstliche Intelligenz wertet Daten aus, die in Produktionswerken und Industrieprozessen anfallen. Die Auswertung entsprechender Sensordaten und ihre Aufbereitung sind essenzielle Faktoren auf dem Weg zur Industrie 4.0. Mit KI-Lösungen, so der Referent, können zum Beispiel Produktionsprozesse intelligent gestaltet oder die Versuchsplanung in Forschung und Entwicklung optimiert werden.

Wie KI-basierte Entscheidungen die Prognoseprozesse der Otto Group revolutionieren, stellte Dr. Malte Meistering von der Otto Group in seinem Beitrag „Decision Intelligence als Innovationsmotor“ vor.
Die einzige Gewissheit bei der Planung von Lieferketten, so der Referent, sind deren Unterbrechungen. In den letzten Jahren sahen sich die Planungsteams aufgrund anhaltender Versorgungsengpässe, schwankender Kundennachfrage und schwieriger wirtschaftlicher Bedingungen vor enorme Probleme gestellt. Danach machte den Unternehmen gerade die Normalisierung von Nachfrage und Angebot zu schaffen.
Wie man die Prognoseprozesse durch KI-basierte Entscheidungen beeinflussen kann, demonstrierte Meistering mit dem Hinweis, dass jetzt genau der richtige Zeitpunkt für die Otto Group gekommen sei, die DI/ AI in den Supply Chains auszurollen. Er begründete dies mit 3 erfüllten Facts:
- Daten Transparenz/ Verfügbarkeit entlang der E2E Supply Chain
- Hard- & Software leistungsfähig für komplexe Fragenstellungen
- Teamstruktur/ Interdisziplinäre Themenbearbeitung
Iteratives Vorgehen bei der Implementierung sorgte von Beginn an für „anfassbare“ Ergebnisse und schnelle Erfolgserlebnisse. Bereits nach 3 Monaten wurde eine bessere Vorhersagegenauigkeit konstatiert

Im Schlussreferat sprach Dr. Boris Nikolai Konrad über das Thema: „Künstliche Intelligenz - Bleiben wir schlauer als die Roboter“?
Zu Beginn seines Beitrags demonstrierte er dem Publikum eindrucksvoll, wie er sich in nur anderthalb Minuten ein vollständiges Romméblatt einprägen und in der richtigen Reihenfolge wiedergeben kann.
Konrad betonte, dass jeder sein Denk- und Erinnerungsvermögen durch intensives Gedächtnistraining enorm steigern könne. Die Frage, ob Maschinen irgendwann intelligenter als Menschen sein werden und was intelligenter genau bedeutet, beantwortete er im Hauptteil seines Vortrages. Dass die Technik Denken und Verhalten von uns Menschen schon jetzt verändert hat und wo wir in Zukunft hinsteuern, erläuterte der Neurowissenschaftler ausführlich.
Für die teilnehmenden Unternehmen an den 21. Hamburger Logistiktagen gab Konrad noch konkrete Handlungsempfehlungen für den entscheidenden Wettbewerbsvorteil.
Weitere Informationen unter www.hamburger-logistiktage.de
Text: Hans-Jürgen Upmeyer, GMP Europe – gmp-europe.com